Entwerfen WS 07/08

LEGO for Professionals

LEGO for Professionals

AUFGABE

Im Zuge dieser Übung sind zeitgenössische Visionen rund um den so genannten Raumzellenbau in Massivholzbauweise gefordert. Fragen zur Präfabrikation wie auch zur Massenproduktion prototypischer Grundmodule sehen sich darin der Forderung nach räumlich abwechslungsreichen Wohn- und Lebenssituationen gegenüber. Es gilt die Gestaltqualitäten, wie auch konstruktiven Eigenheiten der Massivholzbauweise entsprechend auszuloten und die erarbeiteten Ansätze in eine individuelle Lösung überzuführen. Dabei sind jedoch Prinzipien zu Grunde zu entwickeln, die auch anderswo Platz greifen könnten. Im Zuge dessen ist ein spezifischer Einsatzort als auch eine konkrete Nutzung zu wählen und diese ist bis in den Bereich der Raumgestaltung durch zu arbeiten. Die Übung nimmt Bezug auf das im Jahre 1967 von Architekt Moshe Safdie realisierte Projekt:“Habitat“, welches das Ergebnis einer modularen Bausystementwicklung darstellt. Die in Stahlbeton ausgeführte Struktur weist trotz der Wiederholung gleicher Elemente eine erstaunliche Vielfalt hinsichtlich des räumlichen Angebotes auf. Das Projekt fungierte zunächst als Hauptpavillon der Expo in Montreal und wurde erst danach seiner eigentlichen Nutzung als Wohngebäude zu geführt. Im Rahmen der ggst. Übung soll unter zu Hilfenahme großformatiger Massivholzplatten eine dreidimensionale Raumstruktur entwickelt werden, welche sowohl als auch zum Wohnen oder Arbeiten geeignet sein soll. Diese Struktur kann im urbanen Raum, als auch innerhalb eines frei gewählten naturräumlichen Umfeldes angesiedelt werden. Im Zusammenhang mit dem Projekt von Moshe Safdie stellt sich die Frage, in wie weit bei Verwendung sich wiederholender Elemente ein denkbar vielfältiges räumliches Angebot in Massivholzbauweise erreicht werden kann. Um umsetzbaren Lösungen näher treten zu können, wird die Übung in enger Zusammenarbeit mit dem österreichischen Unternehmen KLH durchgeführt.

RESUMEE

Betrachtet man die vorliegenden Ergebnisse der Lehrveranstaltung „Lego for Professionals“, so sticht zunächst die große Bandbreite an unterschiedlichen Denkansätzen, als auch deren Ausformulierung ins Auge. Basierend auf der Aufgabenstellung eines Bauens mit vorgefertigten Elementen aus Massivholz, entstand in Folge eine Vielzahl unterschiedlich modular konzipierter Anwendungsmöglichkeiten. Diese reichen vom nahe liegenden Einsatzgebiet des Wohnbaus bis hin zu innovativen Hotelunterkünften an teilweise nicht minder spektakulären Aufstellungsplätzen. In beinahe allen Fällen bildete die Transportfähigkeit einer einzelnen bereits vorgefertigten Einheit, oder aber deren Einzelelemente zusammengeklappt, als auch bloß zusammengepackt den Ausgangspunkt strategischer Überlegungen rund um eine neuartige Erscheinungsform modularen Bauens mit Massivholzplatten. Es ist dabei jedoch nicht ausschließlich die Ökonomie, die letztendlich das Erscheinungsbild des jeweiligen Ergebnisses prägt, sondern vielmehr das Verhältnis von Aufwand und Nutzen im Zusammenspiel mit einer Vielzahl anderweitiger Kriterien bzw. Gestalt gebender Parameter. Räumliche Vielfalt im Zusammenhang mit der Addition einer Vielzahl gleicher oder ähnlicher Elemente oder aber einfach nur die Atmosphäre welche mitunter mit dem Baustoff Holz erzielt werden kann, stehen im nicht selten Kräfte messenden Zusammenspiel mit der zuvor erwähnten Ökonomie. Dabei gilt es von Fall zu Fall neu ab zu wiegen, welchem Parameter der Vorzug erteilt wird und welcher mitunter gleichsam eine „Nachreihung“ erfährt.In einer Vielzahl der hier vorgestellten Entwürfe wurde darüber hinaus für eine Sichtbarbelassung der „natürlichen“ Oberfläche KLH optiert. Diese Vorgehensweise entspricht dabei ganz dem klassischen „Architekturdenken“ nach der Ablesbarkeit einer Konstruktion und der Sichtbarmachung seiner ihm innewohnenden Ästhetik. Jedoch gilt es im Falle des Materials Massivholz auch seine Abnutzung, Vergrauung und Verschmutzung mit ein zu beziehen, insbesondere dann, wenn das Material nicht nur an Wänden und Decken zum Einsatz gelangen soll, sondern auch im begehbaren Fußbodenbereich. Ähnliche Gedanken fallen auch an, wenn das Material im Außenbereich ohne weitere Schutzschicht zum Einsatz gelangen soll. In manchen Fällen gelangten Studierende darum auch zu einer schützenden Verkleidung, in anderen Fällen entschied man sich für ein bewusstes in Kauf nehmen dieser Abnutzungserscheinungen.Auch wenn im ersten Moment im Zusammenhang mit Massivholzkonstruktionen wohl kaum an bewegliche Objekte gedacht wird, so zeichnet sich doch so manche in diesem Zusammenhang entworfene Baulichkeit durch unerwartete Beweglichkeitsmechanismen aus. Teilweise werden dabei Wandelemente verfahren und mancherorts sogar die gesamte Raumecke aus dem Gebäude geschoben. Somit entstehen mitunter kompakte Baulichkeiten, welche bei Bedarf die Nutzfläche entschieden zu erhöhen im Stande sind. Wesentliche hierbei zu klärende Entwurfsfragen richten ihren Fokus in diesen Fällen folgerichtig auf die Bewerkstelligung der dabei anfallenden technischen Voraussetzungen.Unabhängig davon, welche Richtung nun vom einzelnen Studierenden beschritten wurde, die Ergebnisse führen vor Augen, dass das Bauen mit Massivholz noch eine erhebliches Potential in sich birgt, welches es in näherer und weiterer Zukunft zu bearbeiten und letzten Endes auszuschöpfen gilt.Dies gilt umso mehr, da es sich hierbei um einen Baustoff handelt, welcher nicht zuletzt hinsichtlich seiner ökologischen Attribute als mehr als zukunftsträchtig angesehen werden muss.