Entwerfen SS 21

Entwerfen SS 21: REMIX Hohenwarth / Mitten drin und doch am Rand

AUFGABE

Im Fokus des ggst. Entwerfenprogrammes stand eine Liegenschaft an einer Straßenkreuzung mitsamt angrenzender Bebauung im niederösterreichischen Hohenwarth (ca. 450 Einwohner und 220 ha Weinbaufläche). Es ist davon auszugehen, dass diese Kreuzung künftig aufgrund einer anvisierten Ortsumfahrung verkehrsberuhigt sein wird. Diese mit einer sinnstiftenden Nutzung zu versehende Liegenschaft besteht aus einem ehemaligen Café mit diversen angrenzenden Innen- und Außenräumlichkeiten. Die unmittelbare Nähe zum Gemeinde- und Kulturzentrum galt es zu behandeln und zu thematisieren. Fragen bezüglich notwendiger Stellplätze sowie derbestehenden Verkehrssituation runden den komplexen Kontext ab und laden zu Visionen rund um ein lebendiges und offenes Dorfzentrum ein. Im Rahmen dieser Entwurfsübung sollten Nutzungskonzepte mit architektonischen Maßnahmen verbunden werden, welche zu einer sinnstiftenden Entwicklung beitragen. Das Hauptziel bestand darin, ein realisierungsfähiges Gesamtkonzept sowie eine konkret nutzbare Entwurfslösung zu erarbeiten.

RESUMEE

Zieht man die Entwürfe rund um das zentral gelegene Areal innerhalb der Ortschaft Hohenwarth in Betracht, fällt zunächst die Vielfalt der Lösungsansätze in Bezug auf die Nutzung, darüber hinaus jedoch auch der unterschiedliche Dichtegrad an Bebauung, auf. So setzt manch ein Projekt auf das Thema vereinzelter Objekte, welche sich in einem der Allgemeinheit zugeführten Freiraum zu verorten trachten. Manch anderes Projekt wiederum schlägt einen völlig konträren Weg ein und untersucht mit seinem Entwurfsvorschlag die mögliche Dichte resp. den Grad an erzielbarer/nutzbarer Verbauung. Die Projekte widmen sich demnach folgerichtig auch unterschiedlichen – durchaus selbstgewählten – Zielsetzungen. Vom „Dorfplatz für Alle“ bis zur dominanten Seniorenresidenz finden sich nun zahlreiche Lösungsansätze, denen jedoch allgemein wiederkehrende Fragestellungen zugrunde liegen. Eine jener Fragen ist sicherlich der Integration in den Bestand geschuldet. Das Grundstück mit seinem komplexen Grenzverlauf und der herausfordernden Topografie verlangt dem Entwerfenden eine gesamtheitliche Strategie ab, die in weiterer Folge die Baukörperzusammenfügung grundlegend definiert. Eine weitere „unausgesprochene“ Frage ist jene der Öffnung. Derzeit, da die Straßenberuhigung noch nicht Platz gegriffen hat, scheint der Ort sich aus verständlichen Gründen eher abzuschotten und gegenüber den ihn durchziehenden Straßenverläufen zu verschließen. Auch wenn die angrenzenden Häuser zahlreich befenstert ist, so gibt sich die Stadtkulisse doch eher abweisend. Auf Basis dieser vorgefundenen Situation und der Hoffnung auf künftige Verkehrsberuhigung durch eine gezielte Umfahrung ist es nachvollziehbar, dass der Wunsch nach einem „offenen“ Ortszentrum laut wird: einem Dorfplatz für Alle, an dem Begegnung und Austausch groß geschrieben werden. Das wiederkehrende Bestreben nach einer Verbindung mit dem im Nahbereich angesiedelten Veranstaltungsbereich ist hierbei nur allzu offensichtlich. So verwandelt sich von Entwurf zu Entwurf das derzeit eher verborgen erscheinende Areal in eine geöffnete Dorfmitte mit Geländesprüngen und Kanten, die nicht selten in Richtung der bestehenden Räumlichkeiten des Gemeindezentrums zu greifen versuchen. Die Architektursprache, welche zum Einsatz kommt, schwankt hierbei von höchster Zurückhaltung im Sinne einer Rückbesinnung auf „vergangene Zeiten“ bis hin zu durchaus progressiv anmutenden Baugestalten, die bewusst aus dem vorgefundenen Kontext heraustreten. Es bleibt zu hoffen, dass Hohenwarth die angestrebte Verkehrsberuhigung zeitnah umzusetzen vermag und infolgedessen der Ort resp. seine Mitte eine Öffnung erfährt, die Besucher und Anwohner über seinen Nutzungszweck hinaus zum Verweilen einladen kann.