Entwerfen SS 18

Entwerfen SS 18: „Abseits“ – Bauen im Grünland

AUFGABE

Im Rahmen des ggst. Entwerfenprogrammes steht in Ternitz (NÖ) ein ungenütztes Anwesen, welches sich seit einiger Zeit im Besitz der Gemeinde befindet, im Mittelpunkt der Betrachtung. Der Bestandsbau aus den 1960er Jahren fungierte als Heim für die Kinderfreunde und leidet seit längerem unter Leerstand. Die Erhaltung der Baulichkeit ist fraglich; ein Denkmalschutz ist nicht gegeben. Das etwas höher gelegene Grundstück befindet sich im Grünland. Nichtsdestotrotz eröffnen sich aufgrund des bereits vorhandenen Bestandbaues entsprechende Möglichkeiten auch im Sinne einer Neukonzeption. Die bestehenden Umrisslinien sind nicht sakrosankt. Was die künftige Kubatur anbelangt, kann diesbezüglich durchwegs mit einem bestimmten Freiraum gerechnet werden. Es ist daher zunächst der Frage nachzugehen, welche Art der Nutzung im Kontext der einstmaligen Industriegemeinde, welche sich nunmehr als Wohn- und Schulzentrum profiliert, in Betracht käme. Im Rahmen dieser Entwurfsübung gilt es, architektonische Maßnahmen zu entwickeln, welche zu einer sinnstiftenden Entwicklung beitragen. Das Hauptziel besteht jedoch nicht darin, losgelöste Skulpturen und dergleichen zu implementieren, sondern vielmehr ein realisierungsfähiges Gesamtkonzept sowie eine konkret nutzbare Entwurfslösung zu erarbeiten. Die Auseinandersetzung richtet sich daher auf die konkreten Fragen rund um die Nutzung und die damit einhergehenden Entwurfslösungen im jeweiligen Kontext.

RESUMEE

Betrachtet man die vorliegenden Entwürfe rund um das bestehende Kinderfreundeheim nahe des örtlichen Friedhofs, so fällt zunächst die Vielfalt der Entwurfsansätze auf. Wenngleich die bestehende Baulichkeit noch immer präsent ist und man auf den ersten Blick wohl nicht unbedingt einen Totalabriss ins Auge fassen würde, so gibt es kaum ein Nutzungsthema das nicht angedacht und dargestellt wird. Die Lage scheint demnach viele Denkrichtungen anzustoßen. Insbesondere die Position am Rande der Stadt im Zusammenhang mit der vorgefundenen Naturnähe inspiriert die Entwürfe zu neuen möglichen Bespielungs- und Nutzungsmöglichkeiten des Areals. Das Gelände trägt offensichtlich das Potential in sich, sowohl an Freizeitnutzungen, als auch an Kunstpräsentation, aber auch an Restauration und Nächtigung denken zu lassen. Beinahe übergreifend verwandelt sich der vorgefundene Ort in einen Ort für Alle oder zumindest in einen Ort der für Alle von Zeit zu Zeit zugänglich sein sollte. Wir haben es also mit einem Refugium zu tun, das es zu öffnen bzw. offen zu halten gilt. Vielfältige Nutzungen begünstigen diese Offenheit mit Sicherheit. Ein Nutzungsmix schiene sicherlich von Vorteil. Ob nun Kunstpräsentationsraum, Handwerkszentrum, Vereinshaus, Jugendzentrum oder Jugendherberge, die Lage im bewegten Terrain ermöglicht es Natur spürbar zu machen und aus der Lage besondere Vorteile zu lukrieren. Die umgebenen Wälder sorgen dabei für einen Kontext, den es wohl nur in den allerseltensten Fällen zu finden gibt. So verwundert es nicht, daß zahlreiche Entwürfe mit dem Gelände regelrecht zu kommunizieren scheinen und sich auf das Thema des Rückzuges und der Kontemplation in der Natur fokussieren. Hierin liegt zweifelsohne der besondere Reiz des stadtnahen Areals. Dass es einen solchen Bedarf gibt, Natur im städtischen Bereich aktiver nutzen zu können wird angesichts der vorliegenden Ergebnisse mehr als deutlich. Unter welchem Nutzungsvorzeichen dies jedoch am besten gelingen könnte, gilt es weiterführend auszuloten.