Entwerfen SS 08

„Off Grid“ – Abenteuer: Lebensraum

AUFGABE

Das Entwurfsprogramm wendet sich dem Thema autonomer Wohnbehausungen im Abseits jeglicher infrastruktureller Ver- und Entsorgung zu. Wohnen also im Niemandsland, jedenfalls aber jenseits des so genannten „grid“ (engl. Raster), welcher für gewöhnlich die Energie- und Wasserver- und entsorgung bereit stellt. Das Programm bezieht sich dabei auf eine aus England stammende Bewegung, welche nicht zuletzt auf Grund der in jüngster Zeit explosionsartig angestiegenen Immobilienpreise in und rund um die Ballungszentren entstand. Dabei geht es jedoch nicht um die „Wiederherstellung“ einer Epoche ohne Elektrizität, sauberes Trinkwasser oder Heizung! Vielmehr sollen zeitgenössische und mittlerweile auch leistbare Technologien wie die Passivhaustechnologie, Solartechnologie, Generatoren, Wasseraufbereitungsanlagen, erneuerbare Energien und vieles mehr ein autonomes und bewusstes Leben jenseits der Abhängigkeit großer Energie- und Wasserversorger an nahezu jeder beliebigen Stelle ermöglichen.Den Fragen, welchen Niederschlag diese neue und andersartige Herangehensweise auf die Gestaltung von derlei autonomer Behausungen ausübt und wie sich ein modernes Leben außerhalb der städtischen Ballungsräume jedoch in Verbindung mit zeitgenössischen Kommunikationstechnologien präsentiert, wird innerhalb dieses Entwurfsprogramm nachgegangen.

RESUMEE

Es ließe sich rasch annehmen, dass die ausgearbeiteten Entwurfsvorschläge vordergründig eine „alternative Szene“ bedienen würden, schließlich verbindet man nur allzu rasch ökologisches und nachhaltiges Agieren mit schwerfälligen und behäbig erscheinenden Bauweisen. Obgleich die einzelnen Projekte eine tiefgreifende Auseinandersetzung mit sozialen und ökologischen Aspekten nicht scheuen, erscheinen die ausgearbeiteten Ergebnisse durchwegs leichtfüßig, spielerisch und einladend. Darüber hinaus ist in diesem Zusammenhang auf die Bewusstseinsbildung rund um die breit gefächerte Thematik von Ver- und Entsorgung der einzelnen Baulichkeiten anzuführen. Ein entsprechendes Vorgehen könnte in weiterer Folge nicht nur eine vermehrte Übernahme von Verantwortung herbeiführen, sondern womöglich auch zu einer Änderung hinsichtlich des Konsumationsverhaltens führen, ohne dabei gleichzeitig massiv Lebensqualität einbüßen zu müssen. Mit anderen Worten: es ist der vernünftige Umgang mit (natürlichen) Ressourcen, welcher im Vordergrund des Interesses steht. So führte die Beschäftigung mit den verschiedenen (Energie-) Quellen mitunter sogar zu einer Ästhetisierung derselben. Photovoltaik-Elemente werden nicht bloß (nachträglich) an der Außenhaut aufgebracht, sondern bereits zu einem frühen Zeitpunkt in den Entwurf mit einbezogen. Dabei kann und muss bereits frühzeitig Gebrauch gemacht werden vom Wissen über die benötigten Flächenausmaße und deren entsprechende Ausrichtungen. In ähnlicher Weise trifft dies auf die Thematik der Wasseraufbereitung zu. Das Wissen über die technischen Voraussetzungen führt dabei auch beispielsweise zu einer Berücksichtigung eventuell erforderlicher Volumina innerhalb einer Baukubatur oder gar sub terra. In gleichem Maße lässt sich dies auf das Thema „Windenergie“ übertragen, wobei die Fragestellung „Was ist an Leistung erzielbar?“ eine unverzichtbare Rolle spielt. Stichwort „autark“ – Sonne und Wind sind zu gewissen Zeiten vorhanden und selbstverständlich „frei verfügbar“ , dennoch erscheint es nur allzu deutlich, dass das Wissen rund um den Einsatz und die Implementierungsmöglichkeiten im Rahmen zeitgenössischer Architektur erst in den Ansätzen erforscht und untersucht wurde. Es bedarf mit Sicherheit nachfolgender Arbeiten auf diesem Gebiet, um dem ungeheuren Potenzial tatsächlich gerecht zu werden. Das Agieren „off grid“ kann dabei nur als Initialzündung verstanden werden.