Entwerfen SS 04

X-treme_lodge

AUFGABE

Als unmittelbares Gegenüber der Inkastadt Machu Picchu präsentiert sich der monolithisch empor ragende Putucusi. Im Bereich der Bergspitze soll eine Lodge zum Zwecke eines temporären Aufenthaltes entwickelt werden, denn von hier aus eröffnet sich ein mehr als eindringlicher Blick auf die Inkastadt, resp. die verbliebenen Mauern. Der Ort selbst, gestattet darüber hinaus die Wahrnehmung vielfältiger natürlicher Phänomene. Zwei Problemstellungen drängen sich bei einer solchen Aufgabenstellung vordringlich auf. Zum einen, wie kann im Angesicht eines unzweifelhaft überaus bedeutsamen und “mythischen” Platzes baulich überhaupt vorgegangen werden. Und zum anderen, wie kann die geforderte Funktion des Nächtigens in solch extremer Lage grundsätzlich bewerkstelligt werden. Das gewünschte Raumanforderungsprofil umfasst dabei Schlafeinheiten, Speise- wie auch Kocheinrichtungen. Unschwer zu erkennen, liegt der Schwerpunkt des Programmes auf der Suche nach denkbar minimalen Eingriffen bei gleichzeitiger Erfüllung der gestellten Anforderung. Überlegungen zur Wasser-, Nahrungsmittel- und Energieversorgung sollten dabei eingeschlossen werden.

LEISTUNGSUMFANG

Gefordert ist einerseits eine vollumfängliche planliche Darstellung des Projektes, ein Modell, welches die Situierung verdeutlicht und ein Teilmodell im Maßstab 1:20, welches Aufschluß über die raumgestalterischen Aspekte gibt. Die vierstündige Entwurfsübung bezieht sich auf die Entwicklung einer Einheit für sechs bis 8 Personen. Die 8-stündige Übung fordert die Erfüllung des Raumprgrammes für rund 20 Doppelzimmer ein.

RESUMEE

Ideologisch betrachtet, stellen sich angesichts der gewählten Aufgabenstellung nicht nur Fragen nach dem Wohnen in extremen Lagen, sondern auch solche über den richtigen Umgang mit einer Kulturstätte historisch kaum zu übertreffender Bedeutung. Pragmatisch betrachtet, ist es jedoch der verhältnismäßig steile „Baugrund“, welcher sich dem Architekturschaffenden in den Blickpunkt drängt. Die bereits existenten Grundparameter stellen also Herausforderung wie Einengung zugleich dar. Die Spitze des zu beplanenden Berges jedenfalls gestattet nicht alles, was auch auf der „grünen Wiese“ zu bewerkstelligen wäre.Die Mehrzahl der Entwürfe setzt sich demzufolge von der schwierigen Steilhangsituation deutlich ab und bildet eine konstruktiv wie funktional distanzierte Einheit heraus. Zuweilen auf wenigen Auflagerpunkten aufgesetzt, verankern sich teils kühn anmutende bauliche Strukturen im Fels. Solcherart wird die komplexe Vereinigung mit der vorgefundenen Topographie vermieden und gleichzeitig eine Art Respektsabstand gewahrt. Fels und Anbau bleiben auch von weitem betrachtet als eigene Identitäten bestehen und evozieren den Gedanken eines jederzeitigen Rück- oder Abbaues. Die entwickelten Gestalten scheinen lediglich angelehnt zu sein – zum jederzeitigen Abtransport bereit! Lediglich eines der vorgestellten Projekte scheint mit dem Fels eine bewusste Einheit eingehen zu wollen. Aus dem möglichen Pfad eines Auf- resp. Abstieges wird die entwurfsbestimmende serpentinenähnliche Struktur des Gebäudes entwickelt, welche sich selbstbewußt in den Abhang schneidet und sich solcherart verankert.Die Entwürfe im Allgemeinen zeugen darüber hinaus nicht nur vom strategischen Umgang mit einer vorgefundenem Topographie, sie thematisieren in ebenso hohem Maße das Abenteuer des Seins auf dem Berg. Das Moment der Exponiertheit und des dramatisch überzeichneten Aufenthaltes findet sich nicht selten bereits im Mittelpunkt des Ideenfindungsprozesses wieder. Die Gestalten, welche sich unter solchen Gesichtspunkten herauskristallisieren scheinen jedenfalls mehr „landen“ zu wollen, als sich auf eingegrabene Fundamente stützen zu wollen.